Effizientes Heizen: Warum nicht jedes smarte Thermostat auch ein intelligentes Thermostat ist
Bei einer intelligenten Einzelraumregelung wird die Raumtemperatur über smarte Thermostate gesteuert. Als smart dürfen allerdings alle Thermostate bezeichnet werden, die eine Internetverbindung aufbauen können. Dass sie „mitdenken“ oder mitlernen und so eigenständig Optimierungspotenziale berechnen und ausführen, ist dabei jedoch nicht immer der Fall. Dieser Beitrag beleuchtet daher unterschiedliche smarte Heizkörperthermostate mit ihren Vor- und Nachteilen.
- Was ist eine intelligente Einzelraumregelung?
- Welche Arten von Heizkörperthermostaten gibt es?
- Überblick: Vor- und Nachteile verschiedener Thermostate
- Wie funktionieren programmierbare Thermostate?
- Wie funktionieren intelligente Thermostate?
- Welches smarte Thermostat ist für Büros geeignet?
- Wie sinnvoll sind smarte Thermostate überhaupt?
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Was ist eine intelligente Einzelraumregelung?
Eine Einzelraumregelung meint die raumweise Regelung von Temperaturen in einem Gebäude. Sie bezieht sich somit auf Heizungsanlagen bzw. Heizkreise, die in jedem Raum einzeln steuerbar sein müssen. Laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) und Energieeinsparverordnung (EnEV) bezieht sich diese Pflicht auf Räume ab einer Größe von 6m². Jedes Heizkörperthermostat ist somit zunächst eine Einzelraumregelung.
Bei einer intelligenten Einzelraumregelung werden die jeweils unabhängig voneinander beheizbaren Räume durch ein digitales System gesteuert. Dieses passt mithilfe von Datenauswertungen automatisiert die Temperaturen pro Raum an. Dadurch wird den Nutzenden einerseits die Verantwortung abgenommen, beim Verlassen des Raumes die Heizung eigenständig herunterzudrehen. Dies wird gerade im Arbeitskontext, in dem die Raumnutzenden die Heizkosten nicht selbst tragen, häufig schlicht vergessen. Andererseits ermöglicht die automatische Steuerung ein passgenaues Vorheizen kurz vor der Anwesenheit, um den größtmöglichen Komfort bei gleichzeitig möglichst niedrigem Energieverbrauch zu gewährleisten. In Zeiten von New Work, in denen Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle immer populärer werden, kann so das eine Büro von 7 bis 15 Uhr beheizt werden, das andere erst um 9 Uhr, aber dafür bis 18 Uhr.
Welche Arten von Heizkörperthermostaten gibt es?
Smarte Thermostate haben eine Verbindung zu einer digitalen Plattform beispielsweise auf dem Handy oder Computer. Grundsätzlich lassen sich dabei zwei Formen unterscheiden: programmierbare und intelligente Thermostate. Beide digitalisieren den Umgang mit Raumwärme und können – in unterschiedlichem Umfang und Güte – Energieeinsparungen realisieren.
Neben programmierbaren und intelligenten gibt es zudem eine Sonderform von Thermostaten für öffentliche Gebäude: Behördenthermostate. Um eine unbefugte Benutzung der Heizkörper in öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern, Behörden und Schulen zu verhindern, sind die Einstellungsmöglichkeiten von Behördenthermostaten beschränkt. Das heißt, man kann nicht an den Thermostaten drehen, um eine Wunschtemperatur einzustellen. Zugriff auf die Steuerung haben nur ausgewählte Personen, die entweder Berechtigungen in einer dazugehörigen App oder ein Spezialwerkzeug haben. Durch diese Limitierung kann Energie eingespart werden – jedoch nicht immer im Einklang mit dem Wohlbefinden der Raumnutzenden. Große Energieeinsparungen verspricht zum Beispiel eine festgelegte Raumtemperatur von 21 Grad. Das ist jedoch für viele niedriger als ihre persönliche Wohlfühltemperatur, die sie für ein produktives Arbeiten benötigen.
Überblick: Vor- und Nachteile verschiedener Thermostate
Kriterium | Intelligente Thermostate | Programmierbare Thermostate | Behördenthermostate |
Energiespareffekt | hoch | mittel | mittel |
Flexible Temperaturanpassung durch Anwesenheitserkennung | |||
Vorschläge für die Steigerung der Energieeffizienz durch Lernverhalten | |||
Drehbarkeit am Thermostat | anbieterabhängig | anbieterabhängig | |
Aufwand für Raumnutzende | |||
Geeignet für den Privatgebrauch | |||
Geeignet für Kleinstunternehmen | |||
Geeignet für Mittelstand und Konzerne | |||
Geeignet für öffentliche Gebäude wie Schulen, Behörden und Verwaltungen |
Wie funktionieren programmierbare Thermostate?
Programmierbare Thermostate gibt es online, in Baumärkten oder sogar im Supermarkt zu kaufen. Sie wurden vorrangig für den Privatgebrauch entwickelt, sodass ihre Installation recht einfach ist: Das konventionelle Thermostat wird abgeschraubt und durch das neue ersetzt. Anschließend erstellen die Nutzer*innen per App oder direkt am Thermostat Heizpläne und programmieren ihre Heizung entsprechend ihrer geplanten Anwesenheit.
Durch diese im Voraus festgelegten Heizzeiten wird Energie gespart, indem bei Abwesenheit nicht und erst kurz vor geplanter Anwesenheit auf die Wunschtemperatur geheizt wird. Falls die Thermostate mit einer App verbunden sind, kann auch spontan aus der Ferne jederzeit die Temperatur abgesenkt werden. Damit bieten diese Geräte eine verhältnismäßig einfache und sehr bequeme Steuerung der Heizung, ohne selbst am Thermostat drehen zu müssen. Dadurch entsteht die Möglichkeit, bei richtiger Programmierung Energieverbrauch und Heizkosten zu reduzieren.
Da programmierbare Thermostate keine Raumdaten erheben, sind sie jedoch nicht flexibel, um auf unvorhergesehene Änderungen im Nutzungsverhalten zu reagieren. Auch externe Faktoren wie Wetterveränderungen, um beispielsweise Vorheizzeiten anzupassen, berücksichtigen sie in der Regel nicht. Wegen der mangelnden eigenständigen Anpassungsfähigkeit müssen die Nutzenden stets aktiv werden und adhoc Änderungen einstellen, um die Heizung wirklich effizient zu steuern. Das ist insbesondere in Nichtwohngebäuden mit vielen verschiedenen Raumnutzenden (und damit vielen verschiedenen Gewohnheiten und Präferenzen) ein hoher logistischer Aufwand. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass nicht zu allen Zeitpunkten bestmöglich geheizt wird. Besonders bei einem unregelmäßigen Alltag ist die Programmierung aufwendig und Ineffizienzen wahrscheinlich.
Programmierbare Thermostate bieten somit durch die grundlegende Digitalisierung des Thermostats eine unkomplizierte Heizkörpersteuerung. Das reale Energiesparpotenzial hängt aber stark von den individuellen Einstellungen ab.
Wie funktionieren intelligente Thermostate?
Intelligente Thermostate sind, weil sie vorrangig für den professionellen Gebrauch (beispielsweise in Unternehmen, kommunalen Verwaltungen und Bildungseinrichtungen) gedacht sind, grundsätzlich nur bei den Herstellern selbst zu erwerben. Ihre Installation verläuft hingegen ebenso einfach wie bei den programmierbaren Thermostaten: Konventionelle abschrauben, intelligente anschrauben.
Anders als bei programmierbaren Heizkörperthermostaten ist allerdings nach dem Einbau für die Raumnutzenden nichts mehr zu tun. Denn: Intelligente Thermostate verfügen über Sensoren, die die Begebenheiten pro Raum kontinuierlich messen. In Kombination mit selbstlernenden Algorithmen passen sie so eigenständig das Temperaturniveau an. Dazu analysieren intelligente Thermostate nicht nur die tatsächliche Raumnutzung mittels Anwesenheitserkennung, sondern sie erstellen ein raumindividuelles Nutzungsprofil und lernen stetig aus dem Nutzungsverhalten, den Raumbegebenheiten und bei Bedarf auch den örtlichen Wetterbedingungen. Dies ermöglicht eine dynamische Anpassung der Raumtemperatur in Echtzeitund ohne manuelles Zutun, was zu einer optimierten Energieeffizienz führt.
➡️ Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Beitrag über die Präsenzerkennung von intelligenten Heizkörperthermostaten.
Diese automatische Anpassung bedarf lediglich einer initialen Programmierung, die in der Regel in Zusammenarbeit mit dem Hersteller der intelligenten Thermostate erfolgt. Ähnlich wie beim Behördenthermostat können dabei Maximaltemperaturen für alle intelligenten Thermostate im Gebäude oder pro Stockwerk bzw. Raum festgelegt werden. Dann heizen die Heizkörper beispielsweise auf Stufe 5 nicht mehr wie üblich auf 28 Grad, sondern nur noch auf 24 Grad. In Zeiten der Energiekrise konnte so auch die Einhaltung 19-Grad-Regel gewährleistet werden.
Welche zusätzlichen Mehrwerte bieten intelligente Thermostate?
Trotz der Möglichkeit einer raumübergreifenden Begrenzung von Temperaturen sowie der automatischen Absenkung der Heizkörper bei Abwesenheit können intelligente Thermostate (anders als Behördenthermostate) dennoch individuell bedient und eingestellt werden. Um den Übergang zu den modernen Thermostaten für die Nutzenden so einfach wie möglich zu gestalten, bieten einige Thermostat-Hersteller weiterhin analoge Funktionen wie das Drehen am Thermostat an, um die Wunschtemperatur einzustellen. So lässt sich trotz Digitalisierung die Raumtemperatur weiterhin direkt am Thermostat regeln.
Ebenso wie bei programmierbaren Thermostaten lassen sich aber auch bei intelligenten Thermostaten Heizkörper per Fernsteuerung über eine Online-Plattform bzw. Software regeln – aufgrund der Größe der Liegenschaften ist eine zentrale Steuerung sogar auf Raum-, Etagen- oder Gebäudeebene möglich. Über die Plattform können zudem der Energieverbrauch pro Thermostat festgestellt und Raumdaten in Echtzeit visualisiert werden. Diese Daten ließen sich bislang in der Regel lediglich im Heizkeller gebündelt für ein ganzes Gebäude oder pro Wohneinheit feststellen. Durch die Digitalisierung ist nun eine Wissenslücke geschlossen, wodurch sich Einsparpotenziale datengestützt ermitteln lassen.
Aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen sind intelligente Thermostate allerdings meist teurer als programmierbare. Die Amortisationsrate liegt grundsätzlich zwischen zwei und fünf Jahren. Die digitalen Plattformen können zudem kompliziert in ihrer Bedienung sein. Einige Anbieter bieten daher einen fortlaufenden, persönlichen Service an, um das Maximum an Energieeffizienz zu heben.
Welches smarte Thermostat ist für Büros geeignet?
Im B2B-Kontext, also für Unternehmen, Kommunen und öffentliche Einrichtungen, sind vor allem intelligente Thermostate sinnvoll. Denn diese Gebäude unterliegen gesetzlichen Verpflichtungen zum Energiesparen – beispielsweise aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG).
➡️ Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Beitrag Energieeffizienzgesetz: Ziele, Maßnahmen und Grenzen.
Intelligente Thermostate entsprechen dem Gebäudeautomationsgrad A nach der DIN V 18599, auf die das GEG verweist. Programmierbare Thermostate erfüllen hingegen nur den Gebäudeautomationsgrad B. Vor dem Hintergrund eventueller Gesetzesanpassungen, die im Zuge der Klimapolitik kommen könnten, ist es für viele Gebäudebetreibende ratsam, den derzeit höchsten Standard anzustreben, um teure Nachbesserungen zu verhindern.
Für kleine Unternehmen, die beispielsweise nicht ISO-zertifiziert sind oder die nur wenige Büroräume haben, für die der Programmierungsaufwand überschaubar ist, sind hingegen programmierbare Thermostate ausreichend.
Wie sinnvoll sind smarte Thermostate überhaupt?
Eine energieeffizienzbezogene Verbesserung gegenüber der manuellen Heizungssteuerung sind sowohl programmierbare als auch intelligente Heizkörperthermostate. Da per App oder durch einen selbstlernenden Algorithmus unnötiges Heizen unterbunden wird, bieten beide ein Potenzial, Energie und damit CO2-Emissionen zu sparen – und das ohne Komfortverlust. Der Aufwand und die Menge der Energieeinsparung variieren allerdings je nach Modell: Während programmierbare Thermostate die Temperaturregelung eher digitalisieren, arbeiten intelligente Thermostate – unterstützt durch künstliche Intelligenz – eigenständig, dynamisch und datenbasiert.
Welches Thermostat für Sie das Beste ist, hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen ab – grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass in Nichtwohngebäuden mit vielen Anwesenden intelligente Thermostate der zuverlässigere Weg sind, um viel Energie zu sparen. Programmierbare Thermostate eignen sich dort, wo nicht viele Räume beheizt werden. Wie viel die smarten Thermostate einsparen, hängt dabei immer von der jeweiligen Programmierung ab.
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