Richtig Heizen im Büro: Die Heizung nachts auf welche Stufe stellen?
Um das richtige Heizen ranken sich einige Mythen: zum Beispiel, ob man die Heizung ausschalten oder zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Grundtemperatur im Raum halten sollte oder wie sehr eine Nachtabsenkung wirklich Energie spart. In diesem Beitrag werden die fachlichen Hintergründe zur Aufklärung dieser Mythen erklärt und Tipps für effizienteres Heizverhalten in Nichtwohngebäuden gegeben. Denn gerade in Büros, Verwaltungen sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen wird oft ineffizient geheizt. Das verursacht nicht nur zu hohe Energiekosten, sondern ist auch aufgrund der hohen CO2-Emissionen schlecht für die Klimabilanz von Unternehmen und Kommunen.
- Bei Abwesenheit zu heizen, ist teuer, klimaschädlich und unnötig
- Energieverschwendung beim Heizen trotz Abwesenheit: Erklärungen aus der Physik
- Analogien zeigen, warum man die Raumtemperatur bei Abwesenheit deutlich reduzieren sollte
- Wie die Nachtabsenkung funktioniert und warum sie oft keinen Effekt hat
- Schimmelgefahr vermeiden, auch bei fast ausgeschalteter Heizung
- Fazit: Heizkörper immer herunterregeln – am besten automatisiert
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Das Wichtigste auf einen Blick
- Bei Abwesenheit sollten Heizungen in Nichtwohngebäuden stark heruntergeregelt werden. Das gilt an jedem Abend und vor jedem Wochenende oder Urlaub bzw. Ferien.
- Eine Grenzluftfeuchte sollte dabei nicht überschritten und eine Minimaltemperatur von i. d. R. 16 Grad Celsius nicht unterschritten werden, um Schimmelgefahr vorzubeugen.
- Nachtabsenkungen reduzieren den Energieverbrauch oft weniger stark als angenommen, weil sie durch falsche Ventilstellung nicht vollumfänglich arbeiten können. Eine Nachtabsenkung kann zudem nur gebäudeweit absenken – mehr Energieeffizienz wird erreicht, wenn Räume individuell nach Bedarf beheizt werden.
- Über ein digitales Wärmemanagement lassen sich Energieverbräuche und Optimierungspotenziale pro Raum identifizieren und Raumtemperaturen bedarfsgerecht automatisiert steuern.
Bei Abwesenheit zu heizen, ist teuer, klimaschädlich und unnötig
Wer abends im Büro die Heizung nur auf Stufe 3 herunterstellt, damit der Raum nicht auskühlt und morgens schneller warm wird, verschwendet eine Menge Energie. Egal, ob dieses Verhalten auf Komfortgründen oder dem (falschen) Vertrauen in Mechanismen wie der Nachtabsenkung (dazu mehr im Kapitel „Wie die Nachtabsenkung funktioniert und warum sie oft keinen Effekt hat“) beruht: Dieses Verhalten ist teuer, klimaschädlich und vor allem unnötig. Besonders in Nichtwohngebäuden mit vielen Räumen herrscht großes Einsparpotenzial beim Heizen, ohne dass Raumnutzende oder die Gebäudesubstanz Nachteile davon haben.
Zwar ist es korrekt, dass ein Raum schneller auf die Wunschtemperatur gebracht werden kann, wenn die Ausgangslage Stufe 3 (das bedeutet in der Regel 20 Grad Celsius Raumtemperatur) ist. Schließlich wird weniger Energie benötigt, um einen Raum von 20 auf 24 Grad Celsius aufzuheizen statt von 16 Grad Celsius. Jedoch bedeutet das nicht, dass insgesamt weniger Energie aufgebracht werden muss, um die Wunschtemperatur zu erreichen. Denn der kontinuierliche niedrige Energieverbrauch über Nacht, wenn man die Heizung nicht herunterdreht, summiert sich auf und wird nicht durch den geringeren Energiebedarf am Morgen aufgewogen.
Einstellung am Thermostat | Bedeutung |
0 | Vollständig ausgeschaltet |
❄️ | Frostschutz |
1 | 12 Grad Celsius |
2 | 16 Grad Celsius |
3 | 20 Grad Celsius |
4 | 24 Grad Celsius |
5 | 28 Grad Celsius |
Energieverschwendung beim Heizen trotz Abwesenheit: Erklärungen aus der Physik
Ein kurzer Einblick in die Thermodynamik zeigt, warum. Der nullte Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass es so lange einen Wärmeübergang gibt, bis zwei Körper bzw. Systeme dieselbe Temperatur erreicht haben („thermodynamisches Gleichgewicht“). In Gebäuden bedeutet das, dass es aufgrund der unterschiedlichen Innen- und Außentemperaturen während der Heizperiode einen kontinuierlichen Wärmeverlust über Wände und Fenster gibt. Dieser wird im Fachjargon Transmissionswärmeverlust genannt. Durchschnittlich beträgt der Anteil am Wärmeverlust laut Expert*innen beispielsweise bei Wänden bzw. der Fassade ca. 30 bis 35 Prozent, beim Dach 21 Prozent und bei den Fenstern 12 Prozent (sogenannte Wärmebrücken). Je größer der Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außentemperatur oder auch zwischen zwei Räumen ist, desto mehr Wärme gibt der beheizte Raum ab. Wer die Heizkörper über Nacht aufgedreht lässt, gibt damit also auch durchgehend Wärmeenergie an die Umgebung ab. Dies lässt sich vermeiden, indem die Raumtemperatur nachts deutlich abgesenkt wird.
Analogien zeigen, warum man die Raumtemperatur bei Abwesenheit deutlich reduzieren sollte
Vergleicht man einen Raum mit einer Gießkanne, entspricht eine volle Gießkanne einem auf 28 Grad Celsius beheizten Raum. Der oben beschriebene natürliche Wärmeverlust ist wie ein Loch im unteren Drittel der Kanne.
Durch dieses verliert die gefüllte Gießkanne kontinuierlich Wasser – so wie ein Raum ständig Wärme über Wärmebrücken verliert (Transmissionswärmeverlust). Nun könnte man der Kanne 24 Stunden am Tag eine geringe Menge Wasser zuführen, damit sie einen mittleren Pegelstand behält. Will man sie dann benutzen, muss nur noch eine kleinere Menge Wasser nachgefüllt werden, bis sie vollständig gefüllt ist. Ressourcenschonender ist es allerdings, das Wasser erst zuzuführen, wenn es auch benötigt wird. Das bedeutet, die Kanne läuft fast leer (eine Minimalmenge bzw. Minimaltemperatur sollte aber immer vorhanden sein, um die Bausubstanz zu schützen) und wird nur bei tatsächlichem Bedarf aufgefüllt. Da man von einem niedrigen Wasserstand als in Variante eins startet, wird dafür zwar kurzfristig eine größere Menge an Wasser benötigt, über 24 Stunden gesehen ist der Wasserverbrauch insgesamt aber niedriger.
Ein fiktives Rechenbeispiel zur Verdeutlichung:
Zwei Gießkannen sind um 8 Uhr morgens mit je 30 Litern Wasser gefüllt. Beide haben ein Loch und verlieren pro Stunde einen Liter Wasser. Gießkanne A wird deshalb jede Stunde ein halber Liter Wasser zugeführt. Gießkanne B nicht. Nach 20 Stunden ist der Wasserstand der Gießkanne B so niedrig, dass das Wasser das Loch nicht mehr erreicht und der Wasserverlust stoppt. Am nächsten Tag um 8 Uhr befinden sich somit in Kanne A 18 Liter und in Kanne B 10 Liter Wasser. Um Kanne A gänzlich aufzufüllen, werden 12 Liter Wasser benötigt, für Kanne B 20 Liter. Durch den stetigen Wasserbedarf von Kanne A wurden jedoch insgesamt 12+12 = 24 Liter benötigt. Für Kanne B insgesamt nur 20 Liter. |
Eine andere Analogie kommt zum gleichen Schluss: Statt eine Suppe stundenlang auf niedriger Stufe auf dem Herd warumzuhalten, bis sie endlich gegessen wird, ist es energiesparender, den Herd auszustellen und die Suppe erst kurz vor der Einnahme der Mahlzeit aufzuwärmen.
Ebenso ist es auch mit der Heizenergie. Vor allem in Nichtwohngebäuden, in denen Räume einen Großteil der Zeit ungenutzt sind (beispielsweise nachts, an Wochenenden oder wegen Homeoffice), lässt sich durch das deutliche Absenken der Raumtemperatur viel Energie sparen.
Wie die Nachtabsenkung funktioniert und warum sie oft keinen Effekt hat
Viele Nichtwohngebäude haben eine Nachtabsenkung, die genau bei dieser Problematik unterstützt und während eines eingestellten Zeitraums weniger Heizenergie in den Heizkreislauf gibt. Dabei wird die Vorlauftemperatur an der Heizanlage um einige Kelvin reduziert, sodass sich das Wasser, das durch die Heizkörper fließt, weniger stark erhitzt. In der Folge sinkt die Raumtemperatur in der Nacht. Zudem reduziert sich hierdurch der Energieverlust in der Wärmeverteilung, beispielsweise über die Rohrleitungen und Armaturen. Durch die niedrigere Heizlast, wird – zumindest in der Theorie – Energie gespart.
Allerdings ist die Nachtabsenkung keine Garantie, dass nachts nicht unnötig geheizt und somit Energie verschwendet wird. Der Grund: Falsche Ventilstellung. Denn solange das Ventil geöffnet ist, versucht der Heizkörper, die eingestellte Temperatur im Raum zu halten, indem er den Volumenstrom erhöht. Steht ein Heizkörper also auf hoher Stufe, wird der Effekt der reduzierten Vorlauftemperatur zu Nichte gemacht. Trotz einer größeren an der Heizanlage eingestellten Differenz zur Vorlauftemperatur am Tag realisiert die Nachtabsenkung in diesen Fällen dann häufig nur 0,5 bis 1 Grad Celsius tatsächliche Reduktion der Raumtemperatur.
Ob eine solche unwirksame Nachtabsenkung vorliegt, lässt sich nur anhand von Daten ermitteln. Intelligente Thermostate messen durchgängig die Temperatur am Heizkörper und machen sie in einer digitalen Plattform sichtbar. Damit kann raumindividuell kontrolliert werden, ob in der Nacht tatsächlich eine wirksame Reduktion der Raumtemperatur erreicht wird. Zudem unterstützen sie bei der Temperaturabsenkung, indem intelligente Thermostate die Heizkörperventile automatisch schließen, sobald sie eine längere Abwesenheit registrieren.
Ein weiterer Knackpunkt: Die Nachtabsenkung berücksichtigt nicht das individuelle Nutzungsverhalten. Die Nachtabsenkung greift ab einem vorab bestimmten Zeitpunkt – in der Regel ist dies eine Uhrzeit, zu der keine Mitarbeitenden mehr im Gebäude vermutet werden. Wenn die letzten Personen das Büro, das Rathaus oder die Schule aber schon vorher verlassen haben, könnte die Raumtemperatur schon früher gesenkt – und damit mehr Energie eingespart werden. Aus diesem Grund ist eine Kombination aus Nachtabsenkung und intelligenten Thermostaten für Nichtwohngebäude sinnvoll und verspricht den größten Spareffekt. Denn letztere können über Präsenzerkennungssensoren die tatsächlichen Anwesenheitszeiten ermitteln und die Raumtemperatur gemäß des Nutzungsverhaltens optimieren. So werden Temperaturen in nicht genutzten Räumen schon vor Beginn der Nachtabsenkung reduziert – Energiespareffekt Nummer eins. Zusätzlich wird die Nachtabsenkung unterstützt, da die intelligenten Thermostate die Heizungsventile bei Abwesenheit automatisch schließen, sodass die Heizlast sinkt – Energiespareffekt Nummer zwei.
Schimmelgefahr vermeiden, auch bei fast ausgeschalteter Heizung
Die Sorge, dass bei ausgeschalteter Heizung die Schimmelgefahr steigt, ist nicht unberechtigt. Schließlich setzt sich Luftfeuchtigkeit an ausgekühlten Wänden ab, was die Schimmelbildung begünstigt. Daher sollte sowohl in Wohngebäuden als auch in Nichtwohngebäuden stets eine Minimaltemperatur eingehalten werden.
Um Schimmel zu vermeiden, sollte die Temperatur in einem Raum nie unter 16 Grad Celsius (in gut gedämmten Gebäuden nie unter 14 Grad Celsius) fallen und die relative Luftfeuchtigkeit maximal 30 bis 45 Prozent betragen. Kontrollieren lässt sich das zum Beispiel über ein Hygrometer. Da Nichtwohngebäude allerdings viele Räume haben und der logistische Aufwand, die Messgeräte zu verteilen und abzulesen, enorm ist, sollten Gebäudemanager*innen auf Thermostate mit integrierten Sensoren setzen. Diese messen die Raumtemperatur sowie relative Luftfeuchtigkeit stetig und regulieren mit Blick auf die örtlichen Wetterdaten die Raumtemperatur automatisiert.
Ohnehin spielt Schimmelbildung besonders in Büroräumen und Bildungseinrichtungen in der Regel eine untergeordnete Rolle, da diese Gebäude keine Nasszellen wie Dusche, Küche oder Wäschekeller haben, die Feuchtigkeit abgeben. Im Gegenteil: Büroluft ist häufig eher zu trocken.
Fazit: Heizkörper immer herunterregeln – am besten automatisiert
Um Energiekosten und CO2-Emissionen zu sparen, sollten Heizkörper bei längerer Abwesenheit (zum Beispiel über Nacht oder in Büros über das Wochenende) heruntergedreht werden. Denn selbst, wenn man am Morgen einen „ausgekühlten“ Raum von 16 auf 24 Grad Celsius heizen muss, benötigt dies weniger Energie als ebendiesen Raum durchgehend auf mindestens 20 Grad Celsius zu heizen.
In Nichtwohngebäuden mit vielen Räumen braucht es dabei allerdings technische Unterstützung in Form eines digitalen Wärmemanagements. Denn die praktische Erfahrung zeigt, dass die Raumnutzenden entweder vergessen, den Heizkörper herunterzudrehen oder aus Komfortgründen bevorzugen, die Temperatur nur leicht zu senken. Das Gebäudemanagement wiederum kann diese Aufgabe weder übernehmen noch die gewissenhafte Umsetzung kontrollieren. Somit ist das Heizen aktuell in den meisten Büros, Schulen und öffentlichen Einrichtungen eine Blackbox. Intelligente Heizkörperthermostate ermitteln die notwendigen Nutzungsdaten und optimieren eigenständig, indem sie die Raumtemperatur mithilfe von Anwesenheitserkennung bedarfsgerecht und automatisiert regulieren. Bei erkannter Nichtnutzung regeln sie so pro Raum individuell und eigenständig Heizkörper herunter und sparen dadurch bis zu 32 Prozent Heizkosten pro Jahr ein.
Zum Abschluss eine Randnotiz zu einem weiteren Heizmythos: Ein Raum wird nicht schneller warm, wenn die Heizung auf Stufe 5 gestellt wird. Denn ein Heizkörper arbeitet auf Stufe 3 genauso schnell wie auf Stufe 5. Die Zahlen stehen allein für die Zieltemperatur, also den Wert, der am Ende des Heiz-Prozesses erreicht werden soll. Das Gerät beendet seine Arbeit von allein, sobald es die gewünschte Temperatur erreicht hat. Wer die Heizung auf 5 stellt, aber eigentlich eine Temperatur von 24 Grad Celsius (Stufe 4) erreichen will, verschwendet somit Energie, da der Raum unnötig auf 28 Grad Celsius aufgeheizt wird, um später durch Regelung auf Stufe 4 auf die Wunschtemperatur abzukühlen.
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